Montag, 16. November 2015

Mein Wochenende beim Nähbloggerinnentreffen Köln #nbtk15

Kann eine angesichts der Ereignisse in Paris locker-flockig über ein Nähbloggerinnentreffen berichten? Ja, eine kann, eine sollte sogar (meine Gründe dafür legte ich am Samstag dar), und deshalb mache ich es jetzt auch. Die Berichte der anderen Teilnehmerinnen finden sich übrigens bei Karin.

Womit fange ich an? Natürlich mit einem dicken Dankeschön. War toll organisiert von Karin und Susanne, und natürlich auch vielen Dank an Antje und Brigitte, die im Hintergrund fleißig mitgeholfen haben.

Wie es war? Schön, interessant, vielfältig. Samstag gab es Stoff-Shopping (ich war mit bei Fashion for Designers, wollte eigentlich nur 1 m für ein neues Halstuch und habe dann angesichts der schönen Stoffe noch weitere 11 m für jetzt neu geplante Kleider, Blusen und Röcke gekauft), abends leckeres Essen im Palanta und am Sonntag eine interessante Führung durch die aktuelle Mode-Sonderausstellung im Museum für Angewandte Kunst Köln.

Sehr spannend fand ich die Vielfalt der anwesenden Frauen. Verschiedene Körpergrößen, Körperformen, Farbtypen, Altersklassen, Hintergründe. Einige Blogs kannte ich schon, einige waren mir gänzlich unbekannt und werden jetzt auf meine Leseliste wandern. Sehr unterschiedliche Kleidungsstile, aber jede Frau auf ihre Art besonders. Ich habe während der Museumsführung versucht, das auf einem Foto festzuhalten, aber mit meiner Handykamera funktioniert das leider nicht - ich habe offensichtlich kein gutes Bildgefühl und die Handyfotos allgemein zu wenig Tiefe.

Die Museumsführung fand ich toll. Ich hatte mich ja schon nicht aufraffen können, zur Karl-Lagerfeld-Ausstellung nach Bonn zu fahren (Schande über mich!), und ich hätte es wohl ohne das Nähbloggerinnentreffen auch nicht ins MAKK geschafft. Was schade gewesen wäre - denn eine hat selten Gelegenheit, sich mal in Ruhe so nah verschiedene Designer-Kleidungsstücke (überwiegend Prêt-à-porter) anzusehen. Zu sehen sind Werke verschiedener Designer*innen von (wortwörtlich) A bis Z - diese Anordnung wurde gewählt, weil die Ausstellung im Wesentlichen Neuzugänge zur Sammlung des MAKK zeigt. Einen inhaltlichen Bezug zwischen den Objekten gibt es nicht, das ist auch der Punkt, den ich kritisieren würde - wir hatten eine tolle Führung mit vielen Hintergrundinformationen und der Katalog zur Ausstellung ist gut gemacht und sehr informativ, die Ausstellung selbst ist aber eher auf die Ästhetik der Objekte ausgerichtet und liefert wenig Informationen, wenig Inhalt. Was ich schade finde, denn damit wird Mode und Design wieder nur auf Äußerlichkeiten reduziert.

Jetzt bin ich erstmal müde. Und so spannend es war, ich weiß nicht so recht, ob Bloggerinnentreffen etwas für mich sind. Es war ein bisschen wie auf einer großen Hochzeitsfeier - so viele Leute, mit denen man sich gern unterhalten möchte, aber man schafft es dann nicht, allen gerecht zu werden. Dazu bräuchte man viel mehr Zeit, oder aber - und der Gedanke treibt mich grad etwas um - ein verbindendes Arbeitsthema. Mit der Betonung auf Arbeit, so eine Art Workshopwochenende. Nicht unbedingt ein Näh-Wochenende wie die AnNäherung, sondern tatsächlich eher irgendwas mit Diskussionsmöglichkeiten und Austausch über das reine Nähen hinaus. Über Bedeutung von Mode im Alltag, Rolle der Mode in Kultur und Gesellschaft, Mode und Kommerz, Mode und Frauenbild oder aber auch Design-Themen - irgendwie sowas. Themen, die wir ja teilweise auch in unseren Blogs thematisieren. Ja, etwas abstrakt, aber das geht mir gerade im Kopf herum. Ich bin ja sehr neugierig, was sich hinter Alexandras "Style Bootcamp"-Ankündigung von letzter Woche verbirgt, vielleicht geht das ja irgendwie in diese Richtung - wäre ja nicht die erste spannende Idee von ihr in diesem Jahr.

Liebe Grüße,

Frau Lotterfix

Samstag, 14. November 2015

Heute

Da sitzt eine also Freitag Abend auf der Couch, versäubert die letzten Nähte an der neuen Kinderhose, schaut nebenbei SOKO Leipzig (ich hatte genäht und den Fernseher nach dem Kanzlerinnen-Interview nicht ausgeschaltet), und plötzlich rutscht jede Menge Lauftext durch's Bild. Schießereien in Paris, viele Tote. Kurz darauf folgt das heute-journal mit einem Dauerbericht über all das, was man nicht weiß.

Das Böse dieser Welt drückt sich wieder mit aller Macht in mein Bewusstsein.

Und nun? Ohne jetzt Vergleiche anstellen zu wollen, habe ich in letzter Zeit häufig darüber nachgedacht, wie eine mit dem Schrecken dieser Welt umgeht. Wie ich diese Welt meinen Kindern erkläre. Was ich dagegen tun kann. Meine Antwort darauf lautet mittlerweile: vorwärts schauen. Konkrete Aktionen überlegen. Kleine Schritte machen.

Die meisten von uns sind Teil dieses Systems und damit auch irgendwie mittelbar am Elend dieser Welt beteiligt. Wir sollten uns dessen bewusst sein, aber wir sollten uns auch bewusst machen, dass es nicht wir persönlich sind, die den Abzug an der Waffe ziehen. Denn die Gefahr ist, dass man bei all' dem Elend in eine Schock- oder Angststarre verfällt, und damit ist niemandem geholfen und der Terror gewinnt.

Ich werde mich heute nicht nach dem Warum oder Weshalb fragen, werde nicht sagen, wie schrecklich das doch alles ist und werde nicht über das Leiden grübeln. Ich frage mich heute, was ich ganz konkret heute machen kann, um die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. Und ich denke auch daran, was ich schon alles tue, um die Welt ein bisschen besser zu machen: bewusst einkaufen, gegen Nazis reden, für Gleichberechtigung sprechen, spenden, helfen. Und notfalls, wenn gar nichts anderes geht, dann trinke ich heute einen Kaffee gegen Angst und Terrorismus.

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix