Dienstag, 20. Oktober 2015

Einhörner! Vom Stoff zum Bügelmotiv - kleines Schneidplotter-Tutorial

Ich habe mit der neuen Herbst/Winter-"Kollektion" für Kind1 begonnen und dabei zuerst sechs Basic-Langarmshirts aus einem graulila Jersey genäht. Um für etwas Abwechslung zu sorgen, haben die Shirts Bündchen aus bunten Jerseyresten und Aufbügler.

Einer der Jerseyreste war ein weißgrundiger Einhornprint, aus dem ich ein Sommerkleidchen genäht hatte, was leider wegen der Farbe und dem einfachen Schnitt eher wie ein Nachthemd aussieht (wieder was gelernt). Als ich auf der Suche nach einem passenden Aufbügelmotiv war, hatte ich spontan die Idee, doch einfach das Einhornmotiv als Vorlage zu benutzen und weil das so gut klappte und ich vom Ergebnis ziemlich begeistert bin, möchte ich Euch hier ein kleines Tutorial dazu zeigen.

Los geht's:

1. Zuerst habe ich das Motiv digital fotografiert. Ich nehme dazu mein iPad.
2. Das fotografierte Bild habe ich in ein Bildbearbeitungsprogramm  geladen (idealerweise sollte das Programm Layer unterstützen) und die Umrisse des Motivs nachgezeichnet. Ich benutze dafür den iPad, einen Eingabestift & Adobe Photoshop Touch, was es leider nicht mehr im App Store gibt. Eine Alternative könnte ArtStudio sein, das habe ich aber noch nicht getestet.

Statt Nachzeichnen kann die versierte Grafikprogrammbedienerin sicherlich auch über irgendwelche Filter-, Auswahl- oder Füllfunktionen zur gewünschten Kontur kommen, für mich war das Nachzeichnen aber schneller.

Die Variante ohne technische Unterstützung: das Motiv groß ausdrucken und die Umrisse am Fenster auf einem zweiten Blatt Papier nachzeichnen.

3. Anschließend habe ich die nachgezeichneten Umrisslinien als jpg-Datei exportiert - die Papier-Version könnte eine einscannen oder digital fotografieren.
4. Die jpg-Datei öffnete ich in Silhouette Studio, das Standardprogramm für meinen Schneidplotter (Silhouette Cameo). Dort gibt es die Funktion "Nachzeichnen", mit der dann die Schnittdatei erstellt wird. Dafür gibt's schon ganz viele Tutorials im Netz, als Beispiel verlinke ich zu Sewing Tini, die auch noch weitere hilfreiche Schneidplottertutorials erstellt hat.
5. Auf dem Foto links seht ihr die vorbereitete Schnittdatei. Vor dem Schneiden fülle ich die Restfläche gern noch mit allerlei Kleinkram aus (hier: Sterne und Herzen), um möglichst wenig Bügelfolie zu verschwenden. Die Kleinteile nutze ich dann später in anderen Projekten.
6. So sieht die Bügelfolie geschnitten und entgittert aus. Mähne und Schweif habe ich zusätzlich noch aus Glitzerfolie ausgeschnitten, um ein mehrfarbiges Bügelbild zu erhalten. Das muss in zwei Schritten erstellt und auch aufgebügelt werden. 
7. Zuerst habe ich die Glitzerfolie aufgebügelt. Ich gestehe: ich besitze eine Bügelpresse, da geht das leichter als per Bügeleisen.
8. Anschließend habe ich darüber dann die pinke Flockfolie platziert und aufbügelt. Und dann habe ich mich tierisch über das Ergebnis gefreut!

Im Nachhinein denke ich, dass ich das Einhorn noch weiß hinterlegen oder vielleicht sogar in weiß hätte plotten sollen - meine Farblegasthenie hat wieder mal zugeschlagen & die Kombination ist nicht richtig ausgewogen. Nicht schlimm, Übung macht die Meisterin :-)

Wenn ihr das Einhorn nutzen wollt, könnt ihr Euch das Bild oben übrigens gern nehmen. Die fertige Schnittdatei könnt ihr hier frei herunterladen - falls ihr das tut, würde ich mich über ein kleines Dankeschön in den Kommentaren freuen.

Viele Grüße,
Frau Lotterfix.


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Dieser Beitrag ist verlinkt beim creadienstag.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Jeans, die Zweite (und Dritte) // RUMS#1

Ich habe in den letzten Wochen wieder häufiger fremden Leuten auf den Hintern gestarrt. Es ist ja mittlerweile so, dass ich in weniger spannenden Meetingmomenten die Kleidung meiner Kolleginnen und Kollegen inspiziere (im Hinblick auf Schnittführung, Verarbeitung und Passform), aber da ich in den letzten Wochen an neuen Jeans gearbeitet habe, war ich zusätzlich auf der Suche nach Inspiration für ein Gesäßtaschenmuster. Das Ergebnis:

Oben Jeans#2 (7 oz), unten Jeans#3 (10 oz). Normalerweise trage ich Shirt über dem Bund, aber hier wieder Ausnahme für's Blogfoto.

Ja, es sind zwei geworden. Ich brauchte wirklich dringend neue Jeans, da eines der beiden Hosenpaare, die ich im ständigen Wechsel auf Arbeit trage, mittlerweile sehr abgenutzt ist, und aus Zeitoptimierungsgründen habe ich dann einfach gleich zwei Jeans zugeschnitten und genäht. Bei Jeans ist das wirklich praktisch, da eine durch die verschiedenen Arbeitsschritte und das Absteppen ja schon häufiger Maschinen und/oder Garn wechseln muss. Der Nähprozess hat sich in kleinen Schritten aufgeteilt über einen längeren Zeitraum gestreckt und ich habe diesmal die Zeit nicht festgehalten, kann also nicht sagen, ob ich mich gegenüber meinem ersten Paar Jeans zeitlich verbessert habe, aber qualitativ ist das Ergebnis sicher etwas besser.

Der Schnitt
Ich habe wieder meinen selbstkonstruierten Grundschnitt verwendet, dabei aber die etwas knapp geratenen Hosenbeine verlängert & die Hose am Oberschenkel etwas enger gemacht.
Hüftpassentaschen habe ich erneut weggelassen, die Gesäßtaschen habe ich etwas tiefer gesetzt, vergrößert und im oberen Bereich rechtwinklig gemacht (der Umschlag ist so minimal leichter zu nähen).

Das Material
Stretchdenim 7 oz Marine und Stretchdenim 10 oz Dunkel Marine von Stoff&Stil. Beide waren problemlos zu verarbeiten, der dickere ist aber etwas besser geeignet für die kommende Wintersaison. Auf den Fotos oben sieht man die beiden Stoffe, dabei erkennt man vielleicht auch, dass der Stretchstoff, beim Tragen etwas ausleiert - die Jeans auf den oberen drei Fotos sind schon zwei Tage getragen & eingesessen, die Jeans auf den unteren Fotos sind frisch gewaschen & sitzen damit am Oberschenkel noch etwas besser.

Methodische Verbesserungen gegenüber der ersten Jeans
  • Ich habe für die Steppnähte wieder mit zwei verschiedenen Garnfarben gearbeitet (zum Garn siehe mein alter Beitrag hier), die Vorgehensweise aber diesmal konsequenter durchgezogen. Fast alle Nähte sind zweifarbig gesteppt, allein der Bund und eine Steppnaht am Hosenschlitz ist nur einfarbig.
  • Als Unterfaden beim Steppen habe ich diesmal einen stärkeren Faden verwendet, Alterfil AS80. Die Nahtspannung erscheint mir dadurch etwas ausgewogener. 
  • Die Nähte habe ich mit der Overlock genäht und anschließend mit der Nähmaschine gesteppt (meine Nähte sind falsche Kappnähte/Scheinkappnähte). Das reduzierte gegenüber Jeans#1 den Umfädelaufwand. Dabei stellte ich fest, dass es beim Absteppen besser ist, wenn der Overlockrand eher breit ist (also nur wenig Nahtzugabe abgeschnitten wird), denn eine schmale Restnahtzugabe wurde von der zweiten Steppnaht meiner Scheinkappnaht nicht mehr erfasst und das Ergebnis sah durch das Nähen in nur einer Lage Stoff nicht so gut aus.
  • Ich habe mal eine andere Methode der Innenbundverarbeitung probiert, eine Art Verstürzen mit Schrägband. Bin mir noch nicht sicher, ob ich das Ergebnis besser finde als das einfache "Nahtzugabe umbügeln und feststeppen", aber es war etwas einfacher zu nähen, da ich beim Absteppen von außen immer sicher war, den Innenbund erfasst zu haben.

Innenbundansicht. Schrägband ist schön für Reststoffverwertung & Farbakzent.

Was ist noch zu verbessern:
  • Knopfloch - jaaaa, das war bei der 7oz-Jeans echt ein Reinfall. Ich hatte mir zwar vorher genau überlegt, wo das Knopfloch hin muss, aber dann ist es viel zu weit nach links gerutscht. Anschließend hatte ich die Idee, doch einfach ein zweites Knopfloch rechts davor zu setzen und das linke Ende des ersten Knopflochs per Zick-Zack-Stich wieder zuzunähen. Theoretisch klang das schlüssig (lag aber vielleicht auch an der späten Stunde), praktisch war das ein Mega-Fail. Folgendes habe ich dabei gelernt:
    • bei falsch platzierten Knopflöchern lieber gleich auftrennen und neu machen. Nicht das Knopfloch aufschneiden und dann rumpfuschen.
    • wenn eine schon aufgeschnitten hat, sollte eine das falsche Knopfloch wahrscheinlich lieber vorher auftrennen und mit Hilfe von (Stick)Vlies o.ä. fixieren
    • wenn eine zwei Knopflöcher hintereinander näht, sollte eine auch darauf schauen, dass sie in der gleichen Höhe sind
  • passgenauer Abschluss vordere Mitte (beide Hosenbundbreiten gleich) - nach wie vor nicht toll, nach wie vor sieht es aber keiner, und daher ist mein Leidensdruck noch zu gering. Wird irgendwann. 

Knopfloch-Fail, schon halb wieder aufgetrennt. Aber sieht man in der Praxis eh' kaum.


Allgemein aber: ich bin sehr zufrieden mit den Jeans!

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix

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Dieser Beitrag ist verlinkt bei RUMS - Rund ums Weib am Donnerstag