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Sonntag, 27. Dezember 2015

Blick zurück & voraus

Ich wollte einen kleinen Jahresrückblick schreiben. So für mich, zum Ordnen meiner Gedanken, und als kleines "Auf Wiedersehen!" - ich habe nämlich beschlossen, das Blog vorübergehend in die Abstellkammer zu stellen. Das geht natürlich nur gut eingepackt, damit ich es wieder rausholen kann, sobald wieder mehr Platz in meinem Leben ist. Ich werde weiter nähen, lesen, kommentieren und auf Twitter abhängen, aber etwas von meiner langen "will ich!"-Liste muss ich gerade parken.

So. Nachdem die schlechten Nachrichten verkündet sind, jetzt zum gemütlichen Teil.

Gut 60 m Stoff habe ich 2015 vernäht (hier ist meine Statistik). Damit habe ich ganz knapp etwas mehr Stoff vernäht, als ich in 2015 gekauft habe. Für 2016 habe ich zwar kein offizielles "Stoffkaufverbot", aber doch genügend Vorräte, um daraus noch viele schönen Sachen anzufertigen.

Der verantwortungsbewusste Umgang mit Ressourcen und Menschen ist mir ein wichtiges Thema. Ich hatte in 2015 insgeheim das Ziel gesetzt, für mich und die Kinder keine neue Kleidung zu kaufen, die unter zweifelhaften bzw. unbekannten Produktionsbedingungen hergestellt wurde. Dieses Ziel habe ich nicht erreicht, doch allein das Bestreben hat viel an meinem Konsumverhalten geändert. Teilweise hat es mich aber auch sehr unter Druck gesetzt - eine muss sich deutlich mehr kümmern, wenn sie nicht den leichten Weg zu H&M nimmt. Und Kind1 läuft überwiegend in selbst genähter Kleidung herum und manchmal frage ich mich schon, ob das negativ auffällt und wie ich das handhabe, wenn sie nächstes Jahr in die Schule kommt.

Nähtechnisch habe ich mich in 2015 deutlich verbessert. Ich habe Jeans genäht, die ich quasi täglich trage, ein Halstuch handrolliert, und am Weihnachtskleid für Kind1 (die dritte abgewandelte Willemientje) habe ich doch tatsächlich auf passende Paspeln und einen exakten Karoverlauf geachtet. Ich habe viel Masse produziert (Kindershirts und -hosen), aber auch ein klein wenig Klasse. Mir fehlt noch die richtige Balance - ich möchte deutlich mehr "Klasse" nähen, aber durch wenig Zeit und das oben geschilderte Kaufkleidungsproblem gelingt es mir nicht. Darüber sollte ich in 2016 nachdenken.

Ich habe im vergangenen Jahr verschiedene Grundschnitte für mich konstruiert. Das hat meinen Blick auf Kaufkleidung und Schnittmuster verändert - jede um mich herum ist jetzt Inspiration, und falls eine Besprechung etwas langweilig wird, unterhalte ich mich durch das Inspizieren der anwesenden Kleidungsstücke. Aber die Grundschnitte haben mein (Näh)Leben komplizierter gemacht - ich sehe nicht nur einen Schnitt und will den nähen, sondern ich habe ein Bild in meinem Kopf und will das umsetzen. Ich tappe dabei auch in die Perfektionsfalle: anstatt einfach ein gutes Stück zu nähen, arbeite ich ewig am perfekten Stück. Wieder ein Balance-Problem - zuviel Frickelei, zuwenig Ergebnis - allerdings irgendwie genau das umgekehrte zum oben beschriebenen.

Mmmh, interessant. In mir ruft es grad irgendwie: "Was willst Du eigentlich? Du musst Prioritäten setzen!" Sehe ich da ein grundsätzliches Thema? Ist das vielleicht auch mit ein Grund, warum ich das Blog parke? (Eine rhetorische Frage, die heute nicht beantwortet werden wird.)

Zum Schluss noch: Stil- und Farbsicherheit. Damit bin ich in 2015 auch deutlich vorangekommen. Es war schon letztes Jahr ein Thema, was mich beschäftigt hat, und es wird weiterhin ein Thema bleiben, aber ich fühle mich nicht mehr ganz so ahnungslos und verloren. Die Überlegungen im Rahmen des Spring-Style-Alongs waren dabei sehr hilfreich, und hätte ich nicht schon vorher gewusst, dass mich der Zeitplan von Alexandras Style Boot Camp in der Praxis überfordern wird, hätte ich auch dabei gern mitgemacht.

Ich habe viele Pläne für nächstes Jahr, auch textilbezogene. Ich möchte gern an einigen Stellen wachsen (spontaner Nebengedanke: no, I'm not talking about body hair removal ;-) ), mich aber noch nicht durch öffentliche Äußerungen unter Druck setzen, daher lasse ich es mal bei dieser vagen Andeutung. Mmh - ob ich mir wohl irgendwo eine Komplizin suche? Eine, die neben dem üblichen Lebenschaos in 2016 auch noch irgendwas anderes machen will, und mit der ich eine wechselseitige "Zielvereinbarung" und regelmäßige "Progress Meetings" mache? Entschuldigt, ich glaube, ich habe in den letzten Tagen zuviel Managementliteratur gelesen. Aber der Gedanke reizt mich schon, und eine könnte die Progress Meetings ja mit Wein und Schokolade abhalten. Mmh...

*grübelnd ab*

Ich wünsche Euch alles Liebe und Gute für 2016,
Frau Lotterfix

Samstag, 14. November 2015

Heute

Da sitzt eine also Freitag Abend auf der Couch, versäubert die letzten Nähte an der neuen Kinderhose, schaut nebenbei SOKO Leipzig (ich hatte genäht und den Fernseher nach dem Kanzlerinnen-Interview nicht ausgeschaltet), und plötzlich rutscht jede Menge Lauftext durch's Bild. Schießereien in Paris, viele Tote. Kurz darauf folgt das heute-journal mit einem Dauerbericht über all das, was man nicht weiß.

Das Böse dieser Welt drückt sich wieder mit aller Macht in mein Bewusstsein.

Und nun? Ohne jetzt Vergleiche anstellen zu wollen, habe ich in letzter Zeit häufig darüber nachgedacht, wie eine mit dem Schrecken dieser Welt umgeht. Wie ich diese Welt meinen Kindern erkläre. Was ich dagegen tun kann. Meine Antwort darauf lautet mittlerweile: vorwärts schauen. Konkrete Aktionen überlegen. Kleine Schritte machen.

Die meisten von uns sind Teil dieses Systems und damit auch irgendwie mittelbar am Elend dieser Welt beteiligt. Wir sollten uns dessen bewusst sein, aber wir sollten uns auch bewusst machen, dass es nicht wir persönlich sind, die den Abzug an der Waffe ziehen. Denn die Gefahr ist, dass man bei all' dem Elend in eine Schock- oder Angststarre verfällt, und damit ist niemandem geholfen und der Terror gewinnt.

Ich werde mich heute nicht nach dem Warum oder Weshalb fragen, werde nicht sagen, wie schrecklich das doch alles ist und werde nicht über das Leiden grübeln. Ich frage mich heute, was ich ganz konkret heute machen kann, um die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. Und ich denke auch daran, was ich schon alles tue, um die Welt ein bisschen besser zu machen: bewusst einkaufen, gegen Nazis reden, für Gleichberechtigung sprechen, spenden, helfen. Und notfalls, wenn gar nichts anderes geht, dann trinke ich heute einen Kaffee gegen Angst und Terrorismus.

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix


Montag, 24. August 2015

Eine Stunde für Flüchtlinge

Die Artikel und Blogbeiträge, die ich in letzter Zeit zum Thema Flüchtlinge lese, machen mich fertig. Die Bilder bringen mich zum Heulen. Ich weiß nicht, wie ich mit all dem Leid umgehen soll. Ich schlafe schlecht ein und habe beschlossen, mich vorübergehend von Twitter fernzuhalten – ich ertrage den krassen Wechsel zwischen Leid und Belanglosigkeiten in meiner Timeline grad nicht. Ich habe das Gefühl, etwas tun zu müssen, und fühle mich gleichzeitig so unglaublich hilflos. Ich, ich, ich - Luxusprobleme angesichts der Situation der Flüchtlinge. Und das Wissen, dass mein Jammern ein verdammtes Luxusproblem ist, macht mich gleich doppelt wütend auf mich. Und die Welt. Und überhaupt.

Daneben steht das Gefühl, nach bezahlter Arbeit und Familienarbeit gerade überhaupt keine Zeit für mich zu haben. Objektiv ist das vielleicht nicht richtig, aber das Gefühl ist da. Kombiniert mit dem „ich muss doch aber etwas tun“-Gefühl stecke ich in einer Sackgasse, die mich lähmt und belastet.

Um aus dieser Starre rauszukommen, bin ich jetzt zu folgendem Schluss gekommen: wenn schon nicht Zeit, dann wenigstens Geld. Um für mich die Verknüpfung zu „aktiv etwas tun“ herzustellen und einen Geldbetrag zu finden (wieviel ist „genug“, „angemessen“, „richtig“?), mache ich das jetzt so: ich arbeite eine Stunde die Woche für Flüchtlinge. Ausgehend von einer 40 h-Arbeitswoche spende ich also 1/40 = 2.5 % meines (Netto)Gehaltes an Initiativen, die Flüchtlingen helfen. Eine Stunde ist nicht wirklich viel, aber ich will irgendwie einen Einstieg finden und einen Betrag, den ich auch langfristig halten kann. Sicherlich ist das nicht perfekt, aber etwas Besseres weiß ich auch grad nicht.

Und ihr, wie geht ihr damit um?

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix

Donnerstag, 12. Februar 2015

Geschlechterklischees - ein Mini-Rant zu Karneval

Heute morgen, auf dem Weg zum Kindergarten: "Mama, sind Prinzessinnen oder Ritter stärker?" Einfach. "Das hängt davon ab, wer mehr trainiert hat, Schatz, Prinzessinnen und Ritter können gleich stark sein."*

Die Nachbarin: "Aber Ritter beschützen doch die Prinzessinnen." Durchatmen. "In unserem Haushalt nicht. Bei uns beschützen wir uns alle gegenseitig!"

Bitte, liebe Miteltern: muss es sein, dass wir die Geschlechterklischees zu Karneval noch weiter befeuern?

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix

*Ja, es gibt zwischen den Geschlechtern Unterschiede in der Muskelkraft, die biologisch bedingt sind. Recht gut finde ich dazu diese Erklärung der Uni Bochum. Aber darum geht es hier eigentlich nicht.

Freitag, 19. September 2014

Make or Buy - Überlegungen zu Kinderkleidung im Allgemeinen und SWAP Teil 3

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle die Liste von letzter Woche durchgehen und erläutern, was ich selbst nähen möchte. Aber ich habe in den letzten Tagen drei interessante Posts gelesen, die mich im Zusammenhang mit meinem Nähplan/SWAP zu sehr beschäftigt haben. Diese wären:


Alle Posts haben mich auf unterschiedliche Art zum Nachdenken gebracht und bisher leider mehr Fragen aufgeworfen, als ich beantworten kann. Die drei Blogbeiträge haben in Summe eine Kette von Gedanken getriggert, die ungefähr so aussehen:

  • Welche Rollenbilder gebe ich meinen Kindern mit? Warum finde ich es nur bedingt toll, dass meine Tochter auf lila Glitzer steht, würde das aber bei einem Jungen für tolle geschlechtsunspezifische Erziehung halten? Und würde ich das eigentlich wirklich, oder würde ich es ihm ausreden? (Habe die Familienplanung mit zwei Töchtern abgeschlossen, die Frage wird auf ewig hypothetisch bleiben).
  • Ist es sinnvoll, Kinderkleidung im Netz zu posten? Leiste ich damit einen sinnvollen Beitrag oder erzeuge ich nur Datenmüll?
  • Ist mein Nähen politisch? Ist nicht irgendwie alles politisch? Müsste ich mich nicht mehr für eine bessere Welt engagieren? Doch wer definiert "besser"?
  • Warum nähe ich eigentlich? Und was nähe ich nun endlich im Rahmen des SWAPs?

Schlaf- und Nachdenkzeitmangel wegen Erkrankung von Kind2 und der Mehrheit der Kindergartenerzieher von Kind1 (diese Woche gab es nur eine "Notgruppe" in der KiTa) haben den Denkprozess zu den Themen bisher leider etwas behindert. Kind1 braucht aber neue Kleidung, daher muss ich mit dem SWAP vorankommen - auch, da ich schon Stoff gekauft habe und gern etwas daraus nähen möchte (erste Antwort zum "Warum?": Weil ich es mag, mir Dinge nach meiner eigenen Vorstellung schaffen zu können. Nebeneffekte wie Ressourcenschonung und die Nicht-Unterstützung ausbeuterischer Konzerne/Strukturen sind positiv, aber nicht der Hauptgrund für mein Hobby).

Ich habe auch beschlossen, dass es Wert haben kann, dass ich meine Ergebnisse im Netz präsentiere, denn: 
  1. ich könnte Inspiration für andere sein, so wie mich selbst schon viele Blogbeiträge inspiriert haben 
  2. ich allein mit meinen Gedanken bin zwar unbedeutend, aber wenn andere Menschen die gleichen unbedeutenden Gedanken haben, merken wir, dass wir nicht allein sind. Und wer weiß, wann das mal wichtig wird (interessant hierzu: Maike von Wegen zum Thema "Die Gesellschaft bin zum Beispiel ich"). Mir gefällt die Idee, mehr an das uns Verbindende und weniger an das uns Trennende zu denken.
Um keinen Datenmüll zu erzeugen, möchte ich mich bemühen, sowohl die Blogbeiträge als auch die Kleidungsstücke sorgfältig und mit Liebe zu machen. Qualität statt Quantität, sozusagen. Ob ich das schaffe? Weiß ich nicht. Aber von einer "Qualitätsoffensive" für meine Kinderkleidung könnte ich doppelt profitieren: schönere Kleidung und Verbesserung meiner Nähfertigkeiten.

Gut. Beim SWAP bin ich jetzt nicht weiter, aber meine Gedanken sind etwas sortiert. Ich werde nähen, und ich werde schreiben. Was genau, das führe ich jetzt hier nicht näher auf, der Post ist schon jetzt viel zu lang. Aber ich werde!

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix