Donnerstag, 15. Oktober 2015

Jeans, die Zweite (und Dritte) // RUMS#1

Ich habe in den letzten Wochen wieder häufiger fremden Leuten auf den Hintern gestarrt. Es ist ja mittlerweile so, dass ich in weniger spannenden Meetingmomenten die Kleidung meiner Kolleginnen und Kollegen inspiziere (im Hinblick auf Schnittführung, Verarbeitung und Passform), aber da ich in den letzten Wochen an neuen Jeans gearbeitet habe, war ich zusätzlich auf der Suche nach Inspiration für ein Gesäßtaschenmuster. Das Ergebnis:

Oben Jeans#2 (7 oz), unten Jeans#3 (10 oz). Normalerweise trage ich Shirt über dem Bund, aber hier wieder Ausnahme für's Blogfoto.

Ja, es sind zwei geworden. Ich brauchte wirklich dringend neue Jeans, da eines der beiden Hosenpaare, die ich im ständigen Wechsel auf Arbeit trage, mittlerweile sehr abgenutzt ist, und aus Zeitoptimierungsgründen habe ich dann einfach gleich zwei Jeans zugeschnitten und genäht. Bei Jeans ist das wirklich praktisch, da eine durch die verschiedenen Arbeitsschritte und das Absteppen ja schon häufiger Maschinen und/oder Garn wechseln muss. Der Nähprozess hat sich in kleinen Schritten aufgeteilt über einen längeren Zeitraum gestreckt und ich habe diesmal die Zeit nicht festgehalten, kann also nicht sagen, ob ich mich gegenüber meinem ersten Paar Jeans zeitlich verbessert habe, aber qualitativ ist das Ergebnis sicher etwas besser.

Der Schnitt
Ich habe wieder meinen selbstkonstruierten Grundschnitt verwendet, dabei aber die etwas knapp geratenen Hosenbeine verlängert & die Hose am Oberschenkel etwas enger gemacht.
Hüftpassentaschen habe ich erneut weggelassen, die Gesäßtaschen habe ich etwas tiefer gesetzt, vergrößert und im oberen Bereich rechtwinklig gemacht (der Umschlag ist so minimal leichter zu nähen).

Das Material
Stretchdenim 7 oz Marine und Stretchdenim 10 oz Dunkel Marine von Stoff&Stil. Beide waren problemlos zu verarbeiten, der dickere ist aber etwas besser geeignet für die kommende Wintersaison. Auf den Fotos oben sieht man die beiden Stoffe, dabei erkennt man vielleicht auch, dass der Stretchstoff, beim Tragen etwas ausleiert - die Jeans auf den oberen drei Fotos sind schon zwei Tage getragen & eingesessen, die Jeans auf den unteren Fotos sind frisch gewaschen & sitzen damit am Oberschenkel noch etwas besser.

Methodische Verbesserungen gegenüber der ersten Jeans
  • Ich habe für die Steppnähte wieder mit zwei verschiedenen Garnfarben gearbeitet (zum Garn siehe mein alter Beitrag hier), die Vorgehensweise aber diesmal konsequenter durchgezogen. Fast alle Nähte sind zweifarbig gesteppt, allein der Bund und eine Steppnaht am Hosenschlitz ist nur einfarbig.
  • Als Unterfaden beim Steppen habe ich diesmal einen stärkeren Faden verwendet, Alterfil AS80. Die Nahtspannung erscheint mir dadurch etwas ausgewogener. 
  • Die Nähte habe ich mit der Overlock genäht und anschließend mit der Nähmaschine gesteppt (meine Nähte sind falsche Kappnähte/Scheinkappnähte). Das reduzierte gegenüber Jeans#1 den Umfädelaufwand. Dabei stellte ich fest, dass es beim Absteppen besser ist, wenn der Overlockrand eher breit ist (also nur wenig Nahtzugabe abgeschnitten wird), denn eine schmale Restnahtzugabe wurde von der zweiten Steppnaht meiner Scheinkappnaht nicht mehr erfasst und das Ergebnis sah durch das Nähen in nur einer Lage Stoff nicht so gut aus.
  • Ich habe mal eine andere Methode der Innenbundverarbeitung probiert, eine Art Verstürzen mit Schrägband. Bin mir noch nicht sicher, ob ich das Ergebnis besser finde als das einfache "Nahtzugabe umbügeln und feststeppen", aber es war etwas einfacher zu nähen, da ich beim Absteppen von außen immer sicher war, den Innenbund erfasst zu haben.

Innenbundansicht. Schrägband ist schön für Reststoffverwertung & Farbakzent.

Was ist noch zu verbessern:
  • Knopfloch - jaaaa, das war bei der 7oz-Jeans echt ein Reinfall. Ich hatte mir zwar vorher genau überlegt, wo das Knopfloch hin muss, aber dann ist es viel zu weit nach links gerutscht. Anschließend hatte ich die Idee, doch einfach ein zweites Knopfloch rechts davor zu setzen und das linke Ende des ersten Knopflochs per Zick-Zack-Stich wieder zuzunähen. Theoretisch klang das schlüssig (lag aber vielleicht auch an der späten Stunde), praktisch war das ein Mega-Fail. Folgendes habe ich dabei gelernt:
    • bei falsch platzierten Knopflöchern lieber gleich auftrennen und neu machen. Nicht das Knopfloch aufschneiden und dann rumpfuschen.
    • wenn eine schon aufgeschnitten hat, sollte eine das falsche Knopfloch wahrscheinlich lieber vorher auftrennen und mit Hilfe von (Stick)Vlies o.ä. fixieren
    • wenn eine zwei Knopflöcher hintereinander näht, sollte eine auch darauf schauen, dass sie in der gleichen Höhe sind
  • passgenauer Abschluss vordere Mitte (beide Hosenbundbreiten gleich) - nach wie vor nicht toll, nach wie vor sieht es aber keiner, und daher ist mein Leidensdruck noch zu gering. Wird irgendwann. 

Knopfloch-Fail, schon halb wieder aufgetrennt. Aber sieht man in der Praxis eh' kaum.


Allgemein aber: ich bin sehr zufrieden mit den Jeans!

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix

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Dieser Beitrag ist verlinkt bei RUMS - Rund ums Weib am Donnerstag

4 Kommentare:

  1. Schön deine Hosen und interessant finde ich die Innenbundverarbeitung mit dem Schrägband. Muss ich mir mal genauer ansehen. Woher hattest du die Anleitung/Inspiration dazu? Und ja, mit dem bemustern der Potaschen bin ich auch immer überfordert. Ich schaue da bei Jeansläden im Internet, da hat man ja immer recht schöne Produktfotos.

    LG Katrin

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    1. Hallo, die Inspiration dazu kam aus dem Craftsy-Kurs "Zippers & Waistbands". Im Prinzip wird das Schrägband einfach gefaltet und wie eine Paspel angenäht und umgeklappt - wahrscheinlich gibt es auch irgendeinen Fachbegriff dafür, aber den kenne ich nicht :-)

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  2. Hallo,

    eine echte Herausforderung, eine Jeans zu nähen, die auch wie eine Jeans aussieht, oder??? Ist Dir aber gut gelungen.

    LG Kerstin

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    1. Danke! Ja, es macht schon ein bisschen Arbeit, ist aber auch nicht so viel aufwändiger als eine normale Hose. Und ich hatte mir ja extra den Craftsy-Kurs "Sewing Designer Jeans" dafür geholt, dadurch fühlte ich mich gut gerüstet. Hui, mache ja ganz schön viel Craftsy-Werbung in meinen Kommentaren heute. ;-)

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