Dienstag, 10. Februar 2015

Spielerei: Stoffe färben mit Procion MX

Als ich letzte Woche erwähnte, dass ich für mein Regenbogenkleid noch ein paar Stoffe färben muss, fragte Madamsel, womit ich eigentlich färbe. Und da meine Antwort "Procion MX" bei vielen Näherinnen wahrscheinlich Fragezeichen hervorruft, dachte ich, ich stelle die Farben und meine bisherigen Erfahrungen damit einmal kurz vor. Vorher aber ein Wort der Warnung: wer dazu neigt, sich spontan in neue Kreativideen zu verlieben, sollte lieber nicht weiterlesen, das könnte sonst wieder ins Geld gehen.


Procion MX ist eine sogenannte Kaltwasser-Reaktivfarbe. Im Gegensatz zu Simplicol kann man damit kalt färben, dafür braucht man aber zusätzlich zur Farbe noch ein Reaktions- und Fixiermittel (in der Regel Sodalösung). Ich weiß gar nicht mehr, in welchem Zusammenhang ich über die Farben gestolpert bin, aber sie sind wohl bei Quiltern und Textilkünstlern sehr beliebt. Ich hatte mir jedenfalls schon 2011 das Buch "Färben in der Tüte" von Susanne Muuß bestellt, dann irgendwann mal den Craftsy-Kurs "Color Play for Quilters" belegt und dann die fixe Idee gehabt, den im Kurs vorgestellten Farbkreis doch mit Stofffarben umzusetzen.
Kleiner Einwurf: ich habe mich ja schon an verschiedenen Stellen als "Farblegastheniker" geoutet. Ich besitze kein intuitives Farbgefühl und daher nähere ich mich dem Thema von seiner theoretischen Seite, da ich es für das Nähen als sehr wichtig erachte. In diesem Zusammenhang belegte ich also den Craftsy-Kurs, und in diesem Kurs wird als eine der ersten Übung aus den drei Farben Gelb, Türkis und Magenta ein Farbkreis erstellt. Im Kurs wird aber nicht mit Stoffarben, sondern mit Acrylfarbe gearbeitet.
Gut, ich habe also die drei oben gezeigten Farben bestellt (bei patchworkshop.de), außerdem noch diverse Plastikspritzen, Messzylinder und eine Digital-Waage mit 0,01 g Genauigkeit (eine sogenannte "Fein-" oder "Goldwaage", ich selbst nenne sie gern meine "Dealer-Waage"). Die genauen Messinstrumente waren notwendig, da ich reproduzierbare Färbereihen erstellen wollte, natürlich kann man sich auch einfach seine Wunschfarbe fertig kaufen und dann braucht man diese Extras nicht. Was man aber noch benötigt sind Soda und Salz sowie Färbebehälter (Plastikbeutel oder -dosen). Eine sehr detaillierte Anleitung findet sich übrigens hier.

Mit diesem Equipment habe ich gezielt Farbreihen gefärbt, von Gelb zu Blau, von Blau zu Magenta und von Magenta zu Gelb. Ich habe dafür von den jeweiligen Farben jeweils 1%ige Farblösungen erstellt und in unterschiedlichen Mengen gemischt (Susanne Muuß geht in ihrem Buch detaillierter darauf ein, meine Vorgehensweise entspricht einer Kombination der Abschnitte "Stufenfärbung mit zwei Farben" und "Ein Weg zur Wunschfarbe"). Dabei habe ich wie von Frau Muuß vorgeschlagen ein "Färbeprotokoll" erstellt.

Färbeprotokoll nach "Färben in der Tüte" von Susanne Muuß

Das Ergebnis hat mich echt positiv überrascht. Nicht nur, weil die Farben extrem leuchtend und harmonisch waren, sondern vor allem, weil sich mir durch diese praktische Erfahrung das Thema Farben mischen und Farbkreis endlich mal erschlossen hat (ich hatte Kunst abgewählt, ähem). Im Folgenden ein Foto vom entstandene Farbkreis (die quadratischen Stoffstücke wurden pur gefärbt, die Stoffstücke dazwischen sind jeweils Mischungen aus den angrenzenden puren Farben):

Farbkreis, gefärbt mit Procion MX

Mit diesen Stoffproben und den notierten Rezepturen bin ich jetzt in der Lage, mir bei Bedarf meine Wunschfarbe herzustellen. Lange waren die Stoffproben Streichelstückchen, die ich aufgrund ihrer Farben einfach nur gerne angeschaut habe, beim Herbstquilt habe ich das Wissen erstmals praktisch anwenden können, und jetzt habe ich mir einen Teil der Stoffe für das Regenbogenkleid gefärbt. Und weil es praktisch keinen extra Aufwand gemacht hat, habe ich dabei auch ein paar hellblaue Stoffe gefärbt, für die ich aufgrund ihrer Farbe keine rechte Verwendung hatte (auf die Idee brachte mich Antje von machen statt kaufen - einfach mit Magenta überfärbt, um ein Lila zu erhalten). Das Ergebnis fand ich wieder überraschend: die Ausgangsfarbe der Stoffe war fast identisch, die Stoffqualität leicht unterschiedlich (ein Single- und ein Interlock-Jersey, beide aus einem Trigema Putzlappenpaket). Die Unterschiede in der Stoffqualität haben ausgereicht, um zwei sehr unterschiedliche Farben zu erzeugen, obwohl beide im selben Plastikbeutel mit der selben Farblösung gefärbt wurden. Wahrscheinlich enthält der Interlock etwas Synthetik? Ich färbe übrigens in Plastiktüten, die ich sicherheitshalber in einen Eimer stelle. Der Stoff kann sich so nicht frei bewegen, was eine leichte Struktur erzeugt (keine reiner Uni-Ton), aber genau diese Struktur finde ich reizvoll.

Jersey färben: links der ursprüngliche Farbton, daneben die gefärbten Stoffe

Eigentlich müsste ich auch einmal Färbereihen mit Schwarz erstellen, um gebrochene Farben besser zu verstehen. Und in Susanne Muuß' Buch gibt es noch jede Menge toller Ideen, die ich gern ausprobieren würde... der Tag hat einfach zu wenige Stunden.

Ach, bevor ich es vergesse: das Regenbogenkleid ist übrigens schon fertig. Dazu kommt aber demnächst noch ein eigener Blogpost.

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix

verlinkt beim creadienstag

3 Kommentare:

  1. Danke für die Infos, das sind wirklich wunderschöne Farben. LG

    AntwortenLöschen
  2. Das ist echt ein Feld für sich. Da lass ich lieber die Finger davon...Ich stürzt mich gern in neue Feld und Versuchsreihen.
    Aber wer weiß ? Der Sommer steht vor der Tür. ...
    Vielen Dank fürs zusammenschreiben das kommt auf meine im Kopf behalten Liste.

    Liebe Grüße
    Stella

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Falls Du einen Garten oder Balkon hast, wäre der Sommer tatsächlich die beste Zeit, um mal Färbeversuche zu starten (wg Platz und Farbklecksrisiko)!

      Löschen